Online-Mapping – intuitiv und niedrigschwellig

Online-Beteiligung ist eine wichtige Ergänzung zu unseren analogen Partizipationsverfahren. Nicht erst, seit pandemiebedingt Präsenzveranstaltungen ausfallen und verschoben werden mussten, bieten wir daher ergänzend zu Planungsworkshops, Ideenwerkstätten und Co. eine digitale Möglichkeit der Teilhabe an. Die Suche nach dem richtigen Tool dafür war nicht leicht, daher möchten wir unsere Erfahrungen gerne mit euch teilen.

Wer kennt es nicht – im Internet wird die Netiquette nicht immer eingehalten. Das ist auch in vielen digitalen Beteiligungsportalen mit Foren-Charakter zu beobachten, sei es der fehlende Respekt vor Meinungen anderer oder rassistische und diskriminierende Äußerungen. In einer Veranstaltung würde die Moderation einschreiten, in einem Online-Forum wäre eine ausreichende Betreuung sehr aufwändig und meist zu teuer. Zudem überwiegen im Digitalen oft Beschwerden. Natürlich, über bestehende Probleme zu wissen ist wichtig für die Freiraumplanung. In unseren Beteiligungsprozessen möchten wir aber auch die Qualitäten eines Ortes und Ideen für seine Umgestaltung aus den teilnehmenden Bürger:innen herauskitzeln.

Wie können wir also auch im digitalen Raum unsachliche Äußerungen auf ein Minimum reduzieren und das Positive hervorheben? Mit einem kartenbasierten Online-Tool haben wir eine gute Lösung gefunden: Maptionnaire.

In der partizipativen Freiraumgestaltung arbeiten wir häufig mit Plänen, Luftbildern und Karten. Beim Online-Mapping geht das auch digital. Maptionnaire ist sozusagen ein Hybrid zwischen Fragebogen und interaktiver Karte. Die Teilnehmenden können ihre Fragebogen-Antworten in einer nebenstehenden Karte, einem Luftbild oder einem Entwurf räumlich verorten. Neben Punkten können auch Wege und ganze Bereiche markiert werden. Durch den konkreten Ortsbezug erhalten wir bei der Arbeit mit Maptionnaire größtenteils sachliche und themenbezogene Antworten. Natürlich können im Fragebogen aber auch andere Frageoptionen eingebaut werden: es ist möglich, über Optionen abzustimmen, sie zu hierarchisieren, eigene Ideen zu formulieren und Fotos hochzuladen. Die Teilnehmenden werden automatisch durch den Fragebogen geleitet. Und auch die Beantwortung der Fragen ist sehr intuitiv.

Maptionnaire am Tablet

Für uns als Büro ist es natürlich wichtig, Ergebnisse zu erhalten, mit denen wir im Anschluss an die Beteiligung gut weiterarbeiten können. Das ist mit Maptionnaire einfach, die Ergebnisse werden mit den gewonnen Geodaten unmittelbar räumlich dargestellt. So können sie einfach ausgewertet und in den Planungsprozesse eingebunden werden. Je nach Fragebogendesign kann die Auswertung aber unterschiedlich aufwändig ausfallen. Zum Beispiel bringen offene Fragen zwar oft einen höheren Erkenntnisgewinn, müssen aber auch mit großem Zeitaufwand aufbereitet werden. Hier gilt es also, abzuwägen.

Was wir dann noch brauchen, damit ein Online-Mapping erfolgreich ist? Möglichst viele und diverse Teilnehmende. Daher ist und ein niedrigschwelliger Zugang wichtig. Bei Maptionnaire is weder eine Registrierung noch der Download einer App notwendig, das Tool funktioniert per Smartphone, Tablet oder auch am PC über den Browser. Wir können also mit Links in Projekt-Newslettern und auf Websites, Werbung in Social Media Kanälen und auch über QR-Codes auf Plakaten und Flyern auf die Beteiligungsmöglichkeit aufmerksam machen.

Durch die terminungebundene Teilnahmemöglichkeit über einen Zeitraum von meist ein bis zwei Monaten werden auch Bürger:innen angesprochen, die sonst nicht an Beteiligungsveranstaltungen teilnehmen würden, z. B. weil sie ihre Kinder betreuen oder im Schichtdienst arbeiten. Auch stille Gruppen, die sich im Plenum nicht äußern möchten, bringen ihre Ideen im Online-Mapping ein. Seit einiger Zeit ergänzen wir die Beteiligung vor Ort durch Online-Mappings, um gezielt auch jüngere Zielgruppen erreichen zu können. Sie sind in Präsenzveranstaltungen oft unterrepräsentiert.

Mit Maptionnaire haben wir für unser Entwicklungskonzept für den Berliner Flughafensee innerhalb von sechs Wochen mehr als 850 Menschen erreicht und befragt. Aus den vielen Hinweisen erstellten wir sogenannte Heatmaps, um zu sehen wo es am See am meisten „brennt“. Die Auswertung zeigt, der größte Handlungsbedarf wird bei Themen Müllaufkommen und Naturschutz gesehen. Auch die Aufwertung von konkreten Lieblingsorten ist den Nutzer:innen wichtig. Auf Grundlage der Mapping-Ergebnisse erarbeiteten wir mit den zuständigen Fachämtern ein Konzept, welches die Bedürfnisse der Befragten und die Belange des Naturschutzes unter einen Hut bringt.

Im Rahmen der Erarbeitung eines Straßenbaumkonzeptes haben wir Bürger:innen zu den Straßenbäumen in Bielefeld befragt. Dabei sind so viele detaillierte Hinweise eingegangen, dass eine Darstellung in Karten und Diagrammen nur mit Informationsverlust möglich gewesen wäre. Die Ergebnisse haben wir daher ergänzend mit Hilfe von uMap, einem Karten-Tool von OpenStreetMap, online verfügbar gemacht. Was dabei herausgekommen ist, seht ihr hier.

In enger Zusammenarbeit mit Maptionnaire bilden wir uns auch zu aktuellen Trends der Bürger:innenbeteiligung fort. Dafür nehmen wir an Webinaren teil und tauschen uns in persönlichen Gesprächen aus. Im Sommer hatten wir dazu Kirsi Forss, die leitende Beraterin und DACH-Repräsentantin von Maptionnaire aus Helsinki, zu Besuch in Berlin.

Freiraumgestaltung kann vor allem dann richtig gut gelingen, wenn alle die, die von der Planung betroffen sind, eingebunden werden. Online-Beteiligung mit Maptionnaire ist dafür ein wichtiger Baustein für uns geworden.